Page 80 - EMF–Elektromagnetische Felder
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 Ergebnisse zeitigten, und so wurde er zum Gründervater von Wireless Technology Research (WTR) gekürt, einer von der Branche finanzierten Forschungseinrichtung. Bevor Carlo WTR übernahm, hatte er Untersuchungen zur Sicherheit von Brustimplantaten und zur potenziellen Gefahr einer Belastung mit geringen Mengen Dioxin angestellt. In beiden Fällen unterstützte ihn dabei die jeweilige Branche finanziell, und in beiden Fällen stellte er nur minimale oder gar keine gesundheitlichen Risiken fest.
Die CTIA dürfte Carlo für die perfekte Wahl gehalten haben, die Mobilfunkindustrie bei ihren Bemühungen zu unterstützen, das Wasser zumindest zu trüben, wenn es schon nicht gelang, wissenschaftliche Erkenntnisse bezüglich der Schädlichkeit ihrer Produkte völlig zu widerlegen. Doch es sollte anders kommen, denn Carlo warnte die Manager der Mobilfunkbranche vor den Risiken, die von ihren Produkten ausgingen.
27 Millionen Dollar ließ die Branche Carlo in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren zukommen, damit er die gesundheitlichen Risiken elektromagnetischer Felder untersuchte – und Hunderte widersprüchlicher Studien entstanden während dieser Zeit. Ironischerweise verlor Carlo mit der Zeit seine Illusionen. 2007 räumte er in einem Papier ein, dass die Strategie der Branche darin bestünde, »risikoarme Studien zu finanzieren, bei denen ein positiver Ausgang gewiss war, und mithilfe dieser Studien Medien und Öffentlichkeit einzureden, dass sich Mobiltelefone als sicher erwiesen hätten, auch wenn die tatsächliche Forschung nichts Derartiges bewiesen hatte«. 15
Andere Forscher gelangten um diese Zeit herum zu ähnlichen Schlussfolgerungen. Einer von ihnen war Henry Lai, Professor für Bioengineering an der Universität Washington. Er hatte festgestellt, dass eine Strahlenbelastung, die derjenigen ähnelte, die von Mobiltelefonen abgesondert wird, das Erbgut schädigen kann. 2006 untersuchte Lai 326 Studien aus den Jahren 1990–2006, die der Frage nachgegangen waren, wie sicher die von Mobiltelefonen emittierte Strahlung ist. Er stellte fest, dass 44 Prozent der Studien keine schädlichen Auswirkungen feststellten, 56 Prozent hingegen schon.
Und jetzt wird es interessant: Lai stufte die Studien danach ein, wer sie finanziert hatte, und kam damit zu einem völlig anderen Bild. 67 Prozent






























































































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