Page 78 - EMF–Elektromagnetische Felder
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 eigenständige Einrichtung, nicht wahr? Mehr als 40 Jahre lang sollte das Tobacco Institute aktiv sein.
Über 4 Jahrzehnte lang konnte sich die Tabakindustrie der Haftung und ernsthaften Regulierung entziehen, doch dann wurde der Würgegriff, in dem sie die amerikanische Öffentlichkeit gehalten hatte, doch noch gelöst. Im März 1997 – erst 30 Jahre nachdem das Rauchen in einen starken Zusammenhang mit dem dramatischen Anstieg der Lungenkrebserkrankungen gebracht worden war – räumte mit der Liggett Group der kleinste der fünf führenden amerikanischen Zigarettenhersteller endlich ein, dass Rauchen Krebs verursacht. 8, 9 Die anderen Tabakkonzerne zogen kurz darauf nach.
Das Schuldeingeständnis trug entscheidend dazu bei, dass in der öffentlichen Meinung ein Umdenken in Gang kam. So hatte die Regierung bereits 1965 die Zigarettenhersteller dazu verpflichtet, Warnhinweise auf den Packungen abzudrucken. Zwar rauchten damals 45 Prozent der Amerikaner, dennoch führten die Warnungen keineswegs dazu, dass der Anteil sank. Erst 1977 ging der Anteil der Raucher auf 36 Prozent zurück, und 1989 sank er dann erstmals unter 30 Prozent. 2018 rauchten so wenige Amerikaner wie nie zuvor – 16 Prozent. 10
Das Tragische an diesem Abstecher in die Geschichte ist, wie viele Menschenleben verloren wurden. Selbst die konservative US- Gesundheitsbehörde CDC schätzte im November 2018, dass in den Vereinigten Staaten Jahr für Jahr nahezu eine halbe Million Menschen an ihrem Zigarettenkonsum sterben, obwohl sich der Prozentsatz der Raucher gegenüber früher mehr als halbiert hat. 11
Insofern lässt sich guten Gewissens behaupten, dass in den USA Dutzende Millionen Menschen unnötig gestorben sind, weil die Tabakindustrie 50 Jahre lang alle Vorwürfe abgestritten hat. Weltweit reden wir über viele Hundert Millionen Menschenleben. Mich stimmt das zutiefst traurig, denn meine eigene Mutter war eines der Opfer. Sie hatte in jungen Jahren angefangen zu rauchen, und obwohl sie es mit Ende 70 unterließ, war der Schaden bereits angerichtet. Sie entwickelte die chronische obstruktive Lungenkrankheit (COPD), musste täglich zur Sauerstofftherapie und verstarb schließlich vorzeitig aufgrund von Komplikationen.






























































































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