Page 94 - EMF–Elektromagnetische Felder
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 Doch leider handelte es sich dabei nur um eine Momentaufnahme. Das Weiße Haus nutzte den OHEA-Entwurf, um seinen Ausschuss zur behördenübergreifenden Koordination von Strahlenforschung und – politik (CIRRPC, Committee on Interagency Radiation Research and Policy Coordination) mit dem Erstellen eines eigenen Berichts zu beauftragen. Darin heißt es, es gebe »in der veröffentlichten Literatur keine überzeugenden Beweise«, die ELF-EMF mit »nachweisbaren Risiken für die Gesundheit« in Verbindung bringen. 61
Das OHEA-Team reagierte auf die Vorgabe der Exekutive und erstellte 1990 einen weiteren Entwurf seines Berichts, in dem die frühere Empfehlung zurückgenommen wurde. Es wurde für »unangemessen« erklärt, elektromagnetische Felder mit chemischen Karzinogenen gleichzusetzen.
Zwar führte der OHEA-Entwurf nicht dazu, dass die EPA elektromagnetische Felder offiziell als in irgendeiner Form krebserregend einstufte, doch war er für andere Zweige der Regierung Grund genug, sich ihrerseits mit möglichen Gesundheitsrisiken zu befassen. 1992 verabschiedete der Kongress das Gesetz Energy Policy Act, in dem unter anderem Mittel für eine 5-jährige Untersuchung der möglichen Gesundheitsrisiken elektromagnetischer Felder bereitgestellt wurden. Verantwortlich für diese Untersuchung war eine Gruppe von nahezu dreißig Wissenschaftlern, die das National Institute of Environmental Health Sciences ausgewählt hatte. 1998 legte das NIEHS einen 532 Seiten langen Bericht vor, in dem die Experten mit neunzehn zu neun Stimmen dafür plädierten, elektromagnetische Felder als »möglicherweise karzinogen« einzustufen. 62
Erneut wurde Kritik an dem Bericht laut, erneut wurden in größerem Rahmen Mittel für eine weitere Forschungsarbeit bereitgestellt. 2000 begann die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) in dreizehn Ländern mit der auf 10 Jahre angelegten und 30 Millionen Dollar teuren Interphone-Studie. Dabei wurde ganz speziell untersucht, ob und wie sich die Strahlung von Mobiltelefonen auf die Entwicklung von Gehirntumoren auswirkt. Als die Ergebnisse der Interphone-Studie endlich (Jahre hinter dem Zeitplan































































































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