Page 95 - EMF–Elektromagnetische Felder
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 liegend) veröffentlicht wurden, schienen die Forscher für Handynutzer insgesamt kein erhöhtes Gehirntumorrisiko festgestellt zu haben. Und auf diesen Aspekt konzentrierte sich der Großteil der Mainstreampresse bei ihrer Berichterstattung.
Was die Forscher allerdings durchaus erkannt hatten, war ein bei »Vielnutzern« nach 10 Jahren Handynutzung schätzungsweise 80 Prozent höheres Risiko von Gliomen, einer lebensgefährlichen und häufig tödlich endenden Form von Gehirntumor.
Und wie definierten die Autoren der Studie einen Vielnutzer? Als jemand, der sein Handy ungefähr 2 Stunden nutzte – im Monat!
In der Zeit, in der diese Studie durchgeführt wurde (1999–2004), war die Handynutzung noch nicht dermaßen explodiert wie heute. Seit Beginn dieser Studie sind 2 Jahrzehnte ins Land gegangen, und mittlerweile nutzt der durchschnittliche Amerikaner sein Mobiltelefon mehr als 3,5 Stunden pro Tag. 63
Doch diese wichtige Erkenntnis sorgte außer bei der IARC kaum für Aufmerksamkeit. Sie lud im Mai 2011 insgesamt 31 Wissenschaftler aus 14 Nationen zu einer Arbeitsgruppe ein. Das Gremium sichtete sämtliche zur Verfügung stehende wissenschaftliche Literatur und achtete dabei ganz besonders auf Studien, die untersuchten, welche Folgen der Kontakt von Verbrauchern mit Mobiltelefonen hatte, welche Folgen der berufsbedingte Kontakt mit Radar und Mikrowellen hatte und welche Folgen die Belastung durch Radio-, Fernseh- und Mobilfunksignale aus der Umwelt mit sich brachte.
Im Rahmen dieser Übersichtsarbeit war die Interphone-Studie ebenso ein Thema wie eine Studie, die der führende Gehirntumor-Experte Lennart Hardell veröffentlicht hatte, Professor für Onkologie und Krebsepidemiologie am Universitätskrankenhaus im schwedischen Örebro. Dr. Hardell hatte festgestellt, dass sich nach 10 Jahren Mobilfunknutzung das Risiko, an einem Gehirntumor zu erkranken, je nach Art des Tumors verdoppelt oder sogar verdreifacht hatte. 64
Vor allem als Reaktion auf diese Übersichtsarbeit gelangte die Internationale Agentur für Krebsforschung schließlich zu der Einschätzung, dass die Belastung durch Mobilfunkstrahlung »möglicherweise für




























































































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