Page 250 - EMF–Elektromagnetische Felder

Ein wichtiger Akteur hat sich von all diesen mobilfunkfreundlichen Forschungsergebnissen nicht beeindrucken lassen – die Versicherungsindustrie. Im Zuge unserer Recherchen für diese Geschichte ist uns nicht ein einziges Versicherungsunternehmen untergekommen, das eine Produkthaftpflichtversicherung anbieten würde, die Mobilfunkstrahlung abdeckt.
»Warum sollten wir so etwas tun?«, fragte ein Manager schmunzelnd, bevor er auf die über zwei Dutzend laufenden Klagen gegen Mobilfunkfirmen verwies, Klagen, bei denen insgesamt 1,9 Milliarden Dollar an Schadenersatz gefordert werden. 1
Und dabei handelt es sich keineswegs um eine neue Entwicklung. Ein Versicherer von Lloyd’s of London weigert sich bereits seit 1999, Hersteller von Mobiltelefonen gegen Klagen wegen Gefährdung der Gesundheit zu versichern. 2
Lloyd’s of London selbst wiederum hat sehr genau verfolgt, wie es um den aktuellen Forschungsstand in Sachen elektromagnetische Felder bestellt ist. 2010 gab die Börse sogar ein Weißbuch heraus, in dem EMF mit Asbest verglichen wurden. Allerdings lautete die Schlussfolgerung, dass die Verbindung zwischen elektromagnetischen Feldern und Krebs noch nicht ausreichend bestätigt sei, um einen Strategiewechsel zu rechtfertigen. 3
2015 überarbeitete Lloyd’s dann still und heimlich seine Versicherungsbedingungen dahingehend, dass elektromagnetische Strahlung künftig nicht mehr abgedeckt ist. Nun heißt es:
Wir werden a) keinerlei Zahlungen in Ihrem Namen für jedweden Versicherungsanspruch tätigen, b) keinerlei Kosten und Ausgaben übernehmen oder c) Sie für etwaige Verluste, Schäden, Rechtskosten, Gebühren oder Kosten entschädigen oder d) irgendwelche [aus Versicherungsansprüchen erwachsende] medizinischen Kosten begleichen ... die direkt oder indirekt aus elektromagnetischen Feldern, elektromagnetischer Strahlung, Elektromagnetismus, Radiowellen oder Funkstörstrahlungen erwachsen, daraus resultieren oder dadurch befördert werden. 4